Travel Report
Von traditionellem Ayurveda bis zu ganzheitlicher Naturheilkunde – eine Reise durch den Süden Indiens
Bunte Farben, exotische Gewürze, beeindruckende Landschaften und ein Land voller Gegensätze – das ist Indien in meiner Vorstellung. Hohe Gipfel des Himalayas im Norden und tropische Regenwälder sowie hohe Luftfeuchtigkeit im Süden.
Und genau in diesen tropischen – und aufgrund der Monsunzeit recht feuchten – indischen Süden begann meine Reise zu den CGH Earth Wellness Retreats und Kliniken mit ihren ganz besonderen Konzepten. Alle vier Häuser fokussieren sich auf einen nachhaltigen und verantwortungsbewussten Tourismus und legen viel Wert auf soziale Verantwortung. Unberührte Natur, sanftes Meeresrauschen und frische, wirklich klare Luft – so empfing mich bei Ankunft das SwaSwara Wellbeing-Retreat, rund drei Autostunden vom Flughafen in Goa entfernt. Der nächstgelegene Ort Gokarna ist circa 20 Autominuten entfernt und ein indischer Wallfahrtsort, an dem sich gläubige Hinduisten im Tempelbecken Koti Teertha mit Weihwasser waschen und anschließend den Mahabaleshwar Tempel, der der Göttin Shiva gewidmet ist, besuchen. Ein kleiner, aber bunter und wuseliger Ort – definitiv einen Abstecher wert.
Zurück im SwaSwara fällt im Kontrast zu Gokarna erneut die beruhigende Stille auf, nur unterbrochen von den leisen Klängen des Windes und dem Rauschen der Wellen des Om Beach. Dank der Monsunzeit mischt sich immer wieder das monotone, aber melodische Prasseln des dichten Regens darunter, das fast meditative Wirkung hat. Der nächste Morgen beginnt mit meiner ersten Arztkonsultation gefolgt von einem ersten Treatment: einer revitalisierenden und klassisch indischen Ganzkörpermassage, die von zwei Therapeuten gleichzeitig durchgeführt wird und den Energie- und Blutfluss des Körpers anregt – himmlisch, vor allem nach der langen Anreise. In den kommenden zwei Tagen stehen Morgenyoga bei Sonnenaufgang sowie verschiedene Atemmeditationen und Kunsttherapie auf dem Programm.
Mit spannenden Eindrücken und vielen kulinarischen Inspirationen (das frisch zubereitete und regionale Essen ist wirklich köstlich im SwaSwara. Bei den täglichen Kochstunden kann man sogar dem indischen Chefkoch über die Schulter schauen und ich habe viele Tipps und Tricks abgestaubt) geht es weiter Richtung Süden in den Bundesstaat Karnataka. Im Kalari Rasayana, einer der beiden NABH zertifizierten Ayurveda-Kliniken von CGH Earth, wartet ein noch tieferer und umfassender Einblick in die jahrtausendealte, indische Heilslehre auf mich. Die Klinik liegt malerisch an den Paravur Backwaters, umgeben von dicken Kokosnussplantagen und ist ein Ort voller Ruhe und natürlicher Schönheit. Das Hauptgebäude ist offen gestaltet mit vielen Säulen und immer dem Blick aufs Wasser, wo jeden Morgen die lokalen Fischer mit ihren kleinen Holzbooten hinaus rudern. Der Aufenthalt beginnt mit einem sehr langen und ausführlichen Gespräch mit Dr. Sankar. Fernab von jeglichem Zeitdruck erklärt er mir die Wirkungsweise sowie den Ablauf einer jeden Ayurveda-Kur: Sie beginnt mit einer Anamnese und Evaluation der Lebenssituation, gesundheitlicher Probleme und offenen Fragen des Patienten, auf deren Basis dann ein ganz individueller Behandlungs- und Ernährungsplan (hier sind auf jeden Fall Fleisch, Tee, Kaffee und Alkohol gestrichen, Rauchen ist natürlich ebenfalls tabu) für jeden Gast erstellt wird. Darauf folgt dann die Aktivierung des Stoffwechsels (meist durch eine vitalisierende Ganzkörpermassage), bevor es an die Entschlackung und Entgiftung unseres Körpers geht. Am Ende wird dieser mit viel Ruhe und Fürsorge regeneriert und wieder aufgebaut. Besonderer Fokus wird im Kalari Rasayana auf die Ernährung gelegt – nicht nur auf den individuellen Diätplan eines Patienten, sondern vor allem auf den bewussten Umgang mit Essen. Deshalb sitzt jeder an einem eigenen Tisch (ebenfalls mit Blick auf das Wasser), um sich ganz auf das Gericht vor sich zu konzentrieren – ohne Unterhaltung, ohne Tischnachbarn, ohne Handy oder ein Buch. Am Anfang ist das ein ungewohntes Gefühl für mich, das sich dann aber in Wohlbefinden wandelt. Mein Körper nimmt jedes Gewürz und jeden Geschmack des Essens viel genauer auf und man kaut ganz bewusst, anstatt wie häufig im stressigen Alltag einfach schnell einen Snack hineinzuschieben.
Das letzte Ziel auf meiner Kennenlern-Reise durch Indien liegt in der wirklich beeindruckenden Natur der Bergwelt des Panchalimedu (ebenfalls ein bekannter indischer Pilgerort, eine Wanderung frühmorgens hinauf zum Gipfel wird mit einem sagenhaften Ausblick belohnt …außer in der bewölkten Monsunzeit ). Das Zentrum für Naturheilkunde Prakriti Shakti von CGH Earth liegt an einem dichtbewachsenen Berghang und eröffnet einen atemberaubenden Rundumblick auf die umliegenden Hügel, Berge und Wälder. Die schnell ziehenden Wolkendecken in der Monsunzeit geben dem besonderen Ausblick zusätzlich etwas mystisches. Auch hier nehmen sich die Ärzte jeden Tag ausführlich Zeit für ein persönliches Gespräch, Dr. Cijith erklärt mir dabei die Wirkungsweise der Naturheilkunde. Dank einer ausgewogenen Ernährung, ausreichend Ruhe für Geist und Körper durch Meditation kombiniert mit unterstützenden Treatments und anregenden Yogaeinheiten werden die körpereigenen Selbstheilungskräfte aktiviert. Dafür wird im Prakriti Shakti auf jegliche Art von Medizin (auch pflanzlich basierte) verzichtet und vielmehr in die Fähigkeiten des Körpers vertraut. Der Tag im Prakriti Shakti ist dafür fest durchstrukturiert: Meditation zur Verbindung der fünf Elemente (Wasser, Feuer, Erde, Luft und Äther) durch Barfußlaufen, Atemübungen und ein Sonnenbad, gefolgt von Morgenyoga und einem sehr leckeren Rohkostfrühstück. Generell spielt die Ernährungsweise hier eine Schlüsselrolle bei der Entgiftung und Revitalisierung, denn das Prakriti Shakti fokussiert sich komplett auf Rohkost – also nur rein pflanzliche Lebensmittel, die bei der Zubereitung nicht über 40 Grad erhitzt werden. Klingt sehr eintönig, ist aber – dank der kreativen Ideen des Küchenchefs – erstaunlicherweise abwechslungsreich und wirklich geschmackvoll. Die Variationen reichen von Frühstücksbowls und Smoothies über verschiedene kalte Suppen, Salate bis hin zu Rohkost-Pizza und Datteleis. Patienten durchlaufen zudem eine Fasten-Phase, in der lediglich Wasser und dünn gemischte Säfte, die leicht verdaulich sind, zu sich genommen werden. Dadurch kann sich der Körper verstärkt auf den Heilungsprozess fokussieren.
Am Ende meines Aufenthaltes bei den CGH Earth Wellnesshäusern bleibt der leise Wunsch zurück, sich in Zukunft doch einmal genügend Zeit für eine mindestens zweiwöchige Ayurveda-Kur bei CGH Earth zu nehmen, um die kennengelernten Wirkungsweisen und Heilungsmethoden dann auch am eigenen Leib zu erfahren …und sich am Ende wie neu geboren zu fühlen. Namaste!